Die ehemalige Kloster- und jetzige Pfarr-kirche St. Peter in Kastl (Landkreis Amberg - Sulzbach) thront hoch über dem recht malerischen Marktflecken Kastl im Lauterachtal.
Im 11. Jahrhundert gegründet, entfaltete das Benediktinerkloster Kastl weit über den engeren Raum hinaus seinen Einfluss. Im 16. Jahrhundert aufgelöst, wurde es zunächst dem Jesuitenorden (ab 1636) und dann dem Malteserorden (1782 bis 1808) anvertraut.
Blick zur Burg über dem Marktplatz
Die 3- bis 5-schiffige Kirche ist ein eindrucksvoller Bau der Romanik und dient seit der Säkularisation zu Beginn des 19. Jahrhunderts als Pfarrkirche.
St. Peter mit "Paradies"-Anbau
Benediktinerklöster sind oft auf einer Anhöhe errichtet worden: sprechen durch ihre natürliche Lage als ‚Gottesburg' von DEM, dessen Freude es ist, unter den Menschen zu wohnen, für sie und mit ihnen einen ‚neuen Himmel und eine neue Erde' heraufzuführen.

Christuskopf-Fresco

Regenbogen über Kastl

Dass es bereits auch in früheren Zeiten oftmals an finanziellen Mitteln fehlte zeigt uns folgende Legende:
‚Die Kastler Mönche bauten sich eine große und schöne Kirche droben auf dem Burgberg bei ihrem Kloster. Da ging das Geld aus und sie mussten den Bau ihres Gotteshauses einstellen. Darüber waren sie sehr traurig.
Wie sie eines Tages schweigend bei ihrem Mittagessen saßen, scharrte es draußen an der Tür. Ein Mönch machte auf um nachzuschauen. Ein Dackel sprang herein, der einen Beutel im Maul trug. Der Hund lief zum Tisch und schaute bittend hinauf, wo eine Wurst auf dem Teller lag. Der Pater gab ihm ein Stück davon. Der Hund schnappte nach dem Bissen und ließ dabei den Beutel fallen. Dann lief er davon. Die Mönche schauten dem Dackel verdutzt nach, hoben den Beutel auf und schütteten den Inhalt auf den Tisch. Es waren lauter Goldstücke. Obwohl sie nach dem Dackel und seinem Herrn forschten, sie konnten nichts darüber erfahren. So betrachteten sie das Gold als ein Geschenk des Himmels und bauten an ihrer Kirche weiter. Zur Erinnerung aber meißelten die Bauleute dem Dackel einen Gedenkstein und mauerten ihn in der Kirche ein.
Dackel an Kirchenfenster
In der ehemals dreischiffigen und doppel-geschossigen Vorhalle, auch ‚Paradies' genannt, wird während der Kartage (Gründonnerstag bis Karsamstag) das ‚Heilige Grab' aufgebaut.
Für den Eintretenden ist diese Vorhalle Ort der inneren Einkehr und Läuterung, der Vorbereitung auf die Begegnung mit dem heiligen Gott, der Entscheidung, das Böse hinter sich zu lassen und neu nach dem Guten zu suchen. Von daher die Bezeichnung dieses Raumes als ‚Paradies'. der Baumeister setzt diese Idee gestalterisch sehr anschaulich um: das Gewölbe entwickelt sich aus einem achteckig (Zahl der Fülle, der Vollendung) geformten Pfeiler wie das Geäst eines Baumes.
Das lässt uns an den Baum des Lebens und der Erkenntnis von Gut und Böse im Garten Eden denken. Als Früchte trägt der Baum Rosen und ein Osterlamm als Schlusssteine - Sinnbild für den Menschgewordenen (‚Es ist ein Ros' entsprungen') und Auferstandenen.
Heiliges Grab im Kastler Paradies
Es fällt auf, dass an architektonisch kritischen Punkten der Einwölbung ornamentaler oder figürlicher Schmuck vorhanden ist. In der linken Seitenkapelle findet man einen Schlussstein mit der Darstellung des hl. Jakobus, erkennbar an seinen Attributen Pilgerstab und -muschel. Was für die tragenden Steine in den Kreuzrippenbögen oben an der Decke gilt, das ist erst recht von diesem Schlussstein zu sagen: mit ihm steht und fällt - im wahrsten Sinn des Wortes - die Konstruktion. Ist er nicht richtig an seinem Platz, werden die Bauteile an den Seiten arg in Mitleidenschaft gezogen.
Schlussstein Heiliger Jakobus
St. Peter ist von der Anlage her im ‚basili-kalen' Stil konstruiert - das Verhältnis der Höhen vom Mittel- zu den Seitenschiffen beträgt im Chorraum (vorderer Teil des Gotteshauses) 3 : 2, im (hinteren) Langhaus 4 : 2. Die Romanik birgt in ihrer Architektur, in den Maßstäben und Schnittmustern eines Bauwerks eine ganze Welt an Zahlensymbolik. Die 2 spricht uns von Christus Jesus, der göttliche und menschliche Natur in sich vereint (‚wahrer Gott vom wahren Gott' / ‚als Mensch gelebt wie wir'); die 3 ist Spiegel Gottes (Dreieinigkeit) und die 4 die Zahl der Welt (vier Elemente, vier Himmelsrichtungen, vier Jahreszeiten, ...) oder der Evangelisten ...
Wappenfries der Klosterkirche Kastl
Die noch erhaltenen Teile des gotischen Chorgestühls stammen vom Ende des 13. Jahrhunderts und gehören mit denen in der ehemaligen Zistersienserkirche von Seligenporten bei Neumarkt i. d. OPf. zu den ältesten Süddeutschlands. Geschnitzt aus massivem Eichenholz. Benedikt, der Vater des abendländischen Mönchtums, nimmt für sich und seine geistliche Familie das Gebet der Psalmen als Gerüst für das gemeinsame glauben und leben. ‚Siebenmal am Tag und sogar in der Nacht erhebe ich mich, um den Herrn zu preisen' bekennt der Psalmist.
Chorgestühl

Neben einigen Zeugnissen gotischer Freskenmalerei besitzt unsere Kastler Kirche auch kunstgeschichtlich bedeutende figürliche Darstellungen: eine Reihe von Grabplatten und Totengedenksteinen (die Abtei hatte als Privileg das Recht, verstorbene Gönner und Wohltäter innerhalb von Gotteshaus und Kreuzgang bestatten zu dürfen) und auch die abgebildete kleine Skulptur, die sich Abt Johannes Menger (einer der letzten Benediktineroberen vor der Auflösung der Gemeinschaft im 16. Jahrhundert) schon zu Lebzeiten anfertigen ließ. Es ist eine Arbeit aus der Schule von Loy Hering, der als Künstler im Eichstätter Dom gewirkt hat.

Gitische Freskenmalerei

Vielleicht ist das der Grund, dass Menger abgebildet ist mit dem ‚Rationale', einem liturgischen Gewandschmuck auf Brust und Rücken, das seit dem Mittelalter der Eichstätter und wenige andere Bischöfe als ‚Ehrenzeichen' tragen; böse Zungen behaupten, kräftige Trinkgelder hätten den Bildhauer bewogen, auch dem Kastler ‚Hirten' diese Auszeichnung ‚anzulegen' (oder aber die Abtei hatte als einflussreiches geistliches Zentrum - im 14./15. Jahrhundert werden etwa 40 Klöster von der ‚Kastler Reformbewegung' ergriffen - selbst dieses Vorrecht inne).

Maria und Jesus teilen sich eine Traube - eine Frucht, die hinweist auf das ver-heißene Leben in Fülle. Die drei Gestalten sind an Nase und Händen beschädigt - Spuren gewaltsamer religiöser Konflikte zur zeit der ‚Bilderstürmer' im 16. Jahrhundert: Jünger Jesu haben scheinbar von jeher einander oft lieber ‚die Köpfe als die Füße gewaschen' ....

Totengedenkstein

Eine Besonderheit der Kastler Kirche ist der Wappenfries an den Mittelschiffwänden des Langhauses (Ähnliches gibt es in der Kirche der Zistersienser-Abtei Maulbronn). Es handelt sich um die Wappen der Stifter und Wohltäter des Klosters.

Auch wir möchten den Stiftern und Spen-dern der Sanierung unserer Glockenanlage ein ‚Denkmal' setzen: Nach Abschluss der Maßnahme wird im Glockenturm eine Tafel mit den Namen aller Sponsoren angebracht, die zum Gelingen des großen Werkes beigetragen haben.

Mittelschiff mit Stifter-Wappen